Interview: Frauen in Führungspositionen

Veröffentlicht am 19.09.2023 in Ortsverein

Interview im OT von Klaus Krüger mit Helga Pfahler, Ortsvereinsvorsitzende SPD Hohberg

Ortsgespräch 132: Frauen in Spitzenpositionen, haben sie einen anderen Führungsstil, müssen sie härter kämpfen, wie werden sie anerkannt?

Heute Helga Pfahler, SPD Hohberg.

Hohberg - Niederschopfheim

Frauen planen gerne

 

04. September 2023Helga Pfahler 

(Bild 1/2) Helga Pfahler  ©helga pfahler

Ortsgespräch 132: Frauen in Spitzenpositionen, haben sie einen anderen Führungsstil, müssen sie härter kämpfen, wie werden sie anerkannt? Heute Helga Pfahler, SPD Hohberg.

Noch immer sind in vielen Positionen Frauen eine Minderheit. Woran liegt das? Und wenn sie es geschafft haben: Haben sie es schwerer als Männer? Wir fragen Helga Pfahler danach, Vorsitzende des Ortsvereins Hohberg.

Ist es in der SPD leichter als in anderen Parteien, als Frau Karriere zu machen?

Wenn man in der SPD was werden will, dann kann man das auch. In der SPD ist es schon lange Usus, dass Listen und Ämter paritätisch besetzt werden müssen. In der Zwischenzeit hilft dieses Verfahren oftmals auch den Männern, wenn sich mehr Frauen als Männer aufstellen lassen. Karriere muss man aber auch wollen.  

Wie sieht der Frauenanteil im Ortsverein aus?

Wir sind im Ortsverein  zu einem Drittel Frauen. In der Vorstandschaft sind es aber fast 50 Prozent.

Was halten Sie von der Frauenquote?

Die Quote war und ist noch wichtig! Die Quote hilft den Frauen  – ohne klappt das nicht mit der paritätischen Besetzung von Ämtern und Listen. Auch, dass es jetzt Doppelspitzen gibt, ist sehr gut. Jedoch muss man sagen, dass die Frauen sich insgesamt weniger um höhere Ämter bewerben. Die Frauen, die sich bewerben, haben auch gute Chancen.

War es schwierig, in Ihre Position zu kommen?

Nein. Ich war Schriftführerin im SPD Ortsverein Hohberg und bereits den Mitgliedern bekannt. Als ich mich dann um den Vorsitz bewarb, war das eine recht klare Sache.

Wie ist Ihre Erfahrung als Frau in einer Führungsposition? Haben Sie es leichter als Ihre männlichen Kollegen? Oder müssen Sie härter arbeiten?

Meine Erfahrungen sind gut. Ich wurde von Anfang an als "Chefin" respektiert und nicht, weil ich eine Frau bin, in Frage gestellt. Und ja, ich bekomme den Respekt und die Anerkennung für meine Arbeit. In höheren Positionen sieht es vielleicht anders aus, aber in einem Ortsverein wie unserem ist eine Frau als Vorsitzende schon normal.

Hat eine Frau einen anderen Arbeitsstil?

Ich denke, jede(r) hat ihren / seinen eigenen Führungsstil. Mir ist es wichtig, dass meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter mit mir zusammen in der Vorstandschaft gleichberechtigt arbeiten und dass wir in einer guter Atmosphäre zusammenkommen. Als Vorsitzende denke ich natürlich eher auch voraus und bin daher vielleicht manchmal etwas ungeduldig. Frauen planen gerne und denken sich auch gerne Neues aus, das dann auch ausprobiert wird. Männer lieben mehr den Status Quo. Frauen erledigen zuerst die Tagesordnungspunkte, um dann zum gemütlichen Teil zu kommen.

Kommt das Ihrer Position zugute?

Ich denke schon. Ich versuche, die Arbeit und Aufgaben zügig zu organisieren, um dann das Angenehme mit der "Arbeit" zu verbinden. Es gehört beides zusammen.

Sind Frauen teamfähiger?

Es tut einem Team auf jeden Fall gut, wenn Männer und Frauen zusammenarbeiten.

Was können Frauen besser als Männer?

Für Frauen muss immer noch was fürs Herz dazu: eine schöne Deko, eine nette Einladung, eine freundliche Ansprache. In einer netten Umgebung kann man gute Gedanken entwickeln.

Woran liegt das?

Da müssen Sie die Forschenden fragen. 

Was können Männer?

Tatsächlich sind die Männer einfach gut, wenn  es dann um die praktische Umsetzung von Ideen geht. Die Männer zimmern den Wahlkampfstand, hängen die Plakate auf, bauen die Veranstaltung auf, stehen am Grill. Obwohl – wir haben eine junge Frau, die kann das auch!

Die Zahl der Frauen in Führungspositionen steigt nur langsam. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Im Vereinsleben sind die Frauen schwer im Vormarsch. Es gibt in der Zwischenzeit schon Fußballvereine mit Frauen im Vorstand. Aber Frauen hinterfragen sich selbstkritischer: bin ich gut genug, kann ich das? Und dann kommt natürlich das uralte Problem, schaff ich das mit Kindern, Familie, Job, Haushalt und und und. Wird mein Partner mich unterstützen oder sagt er das jetzt nur? Außerdem geben Frauen ungern die Kontrolle aus der Hand. Wird dann alles so laufen, wie ich mir das vorstelle? Werde ich auch loslassen können im Vertrauen, dass alle Beteiligten mitmachen?

Frauen werden immer abwägen, was Vorrang hat. Es geht eigentlich immer um die Versorgung der Kinder. Und die Arbeitgeber müssen akzeptieren, dass auch Männer wegen kranker Kinder daheim bleiben, dass auch Männer auf Teilzeit gehen wollen. Wenn das endlich "normal" wäre, dann würden sich auch mehr Frauen um Führungspositionen bewerben. Man sollte sich nicht bis zum Burnout verausgaben müssen als Frau, wenn man in Führungspoitionen geht. Für die meisten Frauen stehen die Kinder, die Familie an erster Stelle, dann erst der Job. Leider hat Corona ganz klar die Unstimmigkeiten im System aufgezeigt, die es Frauen so schwierig machen, Job und Familie zu vereinbaren.

Was muss geschehen, dass sich das ändert?

Männer und Frauen müssen bei gleicher Arbeit gleich verdienen. Männer und Frauen müssen sich die Care-Arbeit teilen können. Auch der KfZ-ler, Industriemechaniker, ITler  oder der Personalchef einer Firma müssen flexibler arbeiten können. Die Firmen müssen sich viel mehr an der Betreuung der Kinder beteiligen, damit die Mitarbeitenden ihre Kinder gut versorgt sehen. Sie wollen die gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dann sollte das den Firmen auch was wert sein.

Braucht es also noch mehr Frauen in Führungspositionen, um sich Gehör zu verschaffen?

Auf jeden Fall, damit es einfach normal ist. Leider habe ich das Gefühl, wenn jemand in einer Führungsposition ist, dann nützt das oftmals nicht mehr sooo viel. So hat Angela Merkel die Frauenbewegung nicht wirklich vorangebracht.

In den vergangenen Jahren hat sich einiges im Verhältnis der Geschlechter geändert. Vieles bleibt noch zu tun – welche Veränderungen erwarten Sie in den nächsten Jahren?

Die Männer sind bereit, Ämter abzugeben. Firmenchefs sehen in Töchtern potienziell auch die Nachfolgerin. Ich meine zu sehen, dass die Männer sich aus Führungspositionen zurückziehen und es den Frauen überlassen, den eventuell verfahrenen Karren wieder rauszuziehen. Das sieht man an börsendotierten Aktiengesellschaften genauso wie in Vereinen. Als Vorstand eines Vereins ist man nicht mehr der große Zampano und schwubbs, dürfen es die Frauen machen. Wir haben es aber geschafft, dass die Männer Familienarbeit als etwas Wertvolles sehen. Frauen werden sich mehr zutrauen. Es gibt junge Frauen, die für sich neue Lebensentwürfe sehen und die werden das auch schaffen.

Gibt es eine Frau, die Sie bewundern?

Ich bewundere jede Frau, die es schafft, so zu leben, dass sie für sich selbst und für die Gesellschaft was auf die Reihe bringt. Wenn ich mir etwa die tollen Landfrauen ansehe, die mit mit Engagement und Herzblut neue Ideen entwickeln und dabei Haus und Hof beackern, Respekt. Und ich bewundere alle Frauen auf der Welt, die trotz widrigster Lebensumstände versuchen, ihre Familien zu ernähren und durchzubringen.

Und einen Mann?

Ich bin ja mit Leidenschaft in der SPD: ich bewundere Olaf Scholz, der unbeirrt seinen Weg geht. Der in Ruhe und Besonnenheit zusammen mit seinem Kabinett versucht, in unserer scheinbar verrückt gewordenen Welt, einen guten Kurs für uns alle zu halten.  

Zur Person

Helga Pfahler ...

... ist  66 Jahre alt, verheiratet, zwei Söhne, ein Enkel. Geboren bei Bruchsal, zog sie der Liebe wegen nach Freiburg, der Arbeit wegen vor 40 Jahren nach Niederschopfheim (ein Glücksfall). Seit drei Jahren pensioniert: Hat zuvor bei der DB so ziemlich alles gemacht: Fahrkartenverkauf, Güterabfertigung, Zollanmeldung, Personalbüro und war dann 20 Jahre bei DB Klassenfahrten für den Verkauf und die Organisisation von Schüler- und Gruppenreisen bevorzugt zuständig. In Hohberg gut aufgenommen, war sie beim TVN Übungsleiterin Kinderturnen, Schriftführerin und jetzt Ehrenmitglied, noch aktive Sportlerin. Helga Pfahler ist seit 1997 Vorsitzende des SPD Ortsvereins Hohberg und war lange im Kreisvorstand der SPD, ist Landesdelegierte zu SPD-Parteitagen und in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in der Ortenau (ASF), Redakteurin beim "Roten Ortenauer" und Sängerin bei den "Roten Socken". In der Flüchtlingshilfe Hohberg ist sie als Familienpatin engagiert.

 

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